Es gibt Momente, die das Leben in Sekundenbruchteilen verändern. Ein Unfall auf der Straße, ein medizinischer Notfall in einem Restaurant oder eine plötzliche Gefahrensituation – während einige Menschen in solchen Momenten intuitiv und entschlossen handeln, erstarren andere.
Doch woran liegt es, dass manche von uns ruhig und überlegt reagieren, während andere wie gelähmt scheinen? Die Antwort liegt in einem faszinierenden Zusammenspiel aus Neurobiologie, Erfahrung und gezieltem Training.
Wenn der Körper auf Autopilot schaltet
Sobald unser Gehirn eine potentiell bedrohliche Situation erkennt, übernimmt das autonome Nervensystem die Kontrolle. Der Körper schüttet Adrenalin und Cortisol aus, das Herz schlägt schneller, die Atmung beschleunigt sich. Gleichzeitig verengt sich der Fokus – ein evolutionärer Mechanismus, der dazu dient, blitzschnell eine Entscheidung zu treffen: Flucht, Angriff oder Erstarren?
Dass Menschen in Schocksituationen unterschiedlich reagieren, hat viel mit früheren Erfahrungen zu tun. Wer bereits einmal in einer ähnlichen Lage war oder speziell trainiert wurde, tendiert dazu, schneller zu handeln. Das liegt daran, dass das Gehirn auf gespeicherte Muster zurückgreifen kann.
Menschen, die nie mit Notfällen konfrontiert waren oder sich in Sicherheit wähnen, neigen hingegen eher zu der sogenannten Tonic Immobility – einer kurzzeitigen Bewegungsstarre, die auch aus der Tierwelt als Schutzmechanismus bekannt ist.
Training als Schlüssel für mehr Handlungssicherheit
Doch die gute Nachricht ist: Die Fähigkeit, in kritischen Momenten handlungsfähig zu bleiben, lässt sich trainieren.
Studien zeigen, dass gezielte Übungen die kognitive Belastbarkeit stärken und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Menschen in Stresssituationen angemessen reagieren. Ein wichtiger Faktor dabei ist das sogenannte prozedurale Gedächtnis – der Teil unseres Gehirns, der Handlungsabläufe speichert und automatisch abrufbar macht.
Genau dort setzen Trainingsprogramme an, die auf reale Notfallszenarien vorbereiten. So lernen beispielsweise Teilnehmende in einem BLS AED Kurs, wie sie in lebensbedrohlichen Situationen ruhig und effektiv handeln – von der Ersten Hilfe bis zur korrekten Anwendung eines Defibrillators.
Solche Schulungen sorgen dafür, dass für wichtige Handgriffe nicht erst überlegt werden muss. Sie werden reflexartig ausgeführt. Der Effekt ist enorm: Wer einmal gelernt hat, wie er in einer Krisensituation vorgeht, kann dieses Wissen in der Realität in der Regel auch unbewusst abrufen – selbst dann, wenn das Stresslevel hoch ist.
Resilienz – der mentale Schutzschild in Extremsituationen
Doch nicht nur körperliche Abläufe spielen eine Rolle, auch die mentale Stärke ist entscheidend. Psychologen sprechen bei dieser von Resilienz – der Fähigkeit, mit Herausforderungen und Belastungen konstruktiv umzugehen.
Studien zeigen, dass resiliente Menschen in Krisensituationen generell seltener in Schockstarre verfallen, sondern schneller eine Lösung finden. Entscheidend sind dafür die folgenden Faktoren:
- Inneres Gefühl der Kontrolle: Menschen, die überzeugt sind, Einfluss auf ihre Umgebung nehmen zu können, geraten seltener in Panik.
- Vorbereitung und Erfahrung: Wer weiß, dass er bereits schwierige Situationen gemeistert hat, bleibt auch in neuen Krisen ruhiger.
- Kognitive Flexibilität: Die Fähigkeit, sich schnell an neue Umstände anzupassen, hilft, selbst bei unerwarteten Herausforderungen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Interessanterweise zeigt sich diese Widerstandskraft nicht nur bei trainierten Ersthelfern oder Einsatzkräften, sondern auch in alltäglichen Situationen bei Passanten. Menschen, die es gewohnt sind, unter Druck Entscheidungen zu treffen – sei es im Rahmen ihres Berufs oder durch persönliche Erfahrungen – bleiben häufig auch in Ausnahmesituationen handlungsfähig. Lesetipp: Spirituelle Blockaden lösen: Wege zu innerer Freiheit und Heilung
Weiterführende Literatur